Ein ganz bedeutendes Kapitel in der Geschichte des deutschen Orgelbaues ist geprägt von der Familie Hofbauer.
1923 gründet der Orgelbaumeister Carl Hofbauer in Mindelheim im Allgäu das Unternehmen.
Schwerpunktmäßig spezialisiert sich Hofbauer auf die solide und präzise Herstellung von Orgelpfeifen, die – zu beeindruckenden Klangkörpern zusammengestellt – heute noch zahlreiche Kirchen im Bayerischen, in der Schweiz, in Deutschland, mit ihrem voluminösen, typischen, ehrlichen Klangcharakter bereichern. Die Nachkriegswirren verschlagen die Orgelbauer-Familie in das südniedersächsische Göttingen. Hier, in dieser reizenden Universitätsstadt, kurz vor der nordhessischen Grenze, am Rande des Harzes, baut Carl Hofbauer das Unternehmen neu auf. Anfang 1946liefert der Göttinger Orgelbaumeister schon wieder Pfeifen.
Das Unternehmen entwickelt sich prächtig, jeder Kunde ist beeindruckt und überzeugt von der Qualität dieses Unternehmens. Carl Heinz Hofbauer, der einzige Sohn, studiert in dieser Zeit bereits an der Georgia Augusta, jener traditionsreichen Universität, Naturwissenschaften. Anfang der 50er Jahre muss der junge Hofbauer im elterlichen Betrieb einspringen, als sein Vater erkrankt. Der erste, gewissermaßen zwangsweise herbeigeführte Kontakt mit diesem wunderschönen „Musik-Kunst-Handwerk“, lässt den Studenten nicht mehr los: Lehr- und Gesellenzeit sind schnell durchlaufen und im Jahre 1955 wird Deutschlands jüngster Orgelbaumeister der Meisterbrief ausgehändigt.
Eine neue Entwicklung nimmt ihren Lauf. Carl Heinz Hofbauer tritt das Erbe seines Vaters an und sieht sich am Beginn einer völlig neuen Ära im deutschen Orgelbau.
Carl Heinz Hofbauer, geprägt von einem permanenten Drang zur Neu- und Weiterentwicklung, mit dem ständigen Bedürfnis, die Orgel und alles Leben um die „Königin der Instrumente“ herum zu aktivieren, mit Impulsen zu bereichern, zeigt deutlich auf, in welche Richtung der Orgelbau wächst. Die Varia-Orgel, eine Pfeifenorgel aus dem Baukasten, verblüfft in den 70er Jahren die Fachwelt. Eine Möglichkeit mit einer echten Pfeifenorgel wirkungsvoll gegen die Elektronik-Orgel anzutreten.
Revolutionär war die Entwicklung des Organocorders sowie des Organoplayers. Carl-Heinz Hofbauer eröffnete hiermit dem Organisten eine Komponier- und Arrangierhilfe, mit der er Orgelwerke oder Eigenkompositionen in beliebig vielen Abschnitten einspielen kann.
Nicht nur der Pfeifen- und Orgelbau entwickelt sich unter Carl-Heinz Hofbauer, auch sein liebstes Steckenpferd in der Mechanischen Musikwelt die „Drehorgel“ erwacht wieder aus dem Tiefschlaf.
Unter seiner Leitung werden serienmäßig, in großer Stückzahl, Drehorgeln mit dem Datenspeicher „Lochband“ gefertigt. Diese Steuerungsform konnte man in der damaligen Zeit als „Computer“ betrachten. Hofbauer erkannte das frühzeitig.
Durch die Einführung des „Chip“ als Datenspeicher konnte er die Steuerimpulse in ungeahnter Weise und mit riesigem Erfolg auf diesen neuen Träger speichern.
Schon im Jahr 1980 wird erstmalig in eine Varia Orgel eine elektronische Steuerung eingebaut. Durch ständige Weiterentwicklung im Hause Hofbauer konnte eine elektronische Steuerung nach kurzer Zeit auch schon in eine Drehorgel eingebaut werden.
Zunächst wird zweigleisig gebaut, zum einen die elektronische Steuerung, zum anderen die Lochband–Steuerung. Wobei ein späterer Umbau von Lochband auf elektronische Steuerung vorgenommen werden konnte.
Doch die vielen Vorteile der elektronischen Steuerung wie z. B. geringer Luftverbrauch, einfache Bedienung oder Musikqualität ließen den Absatz bei der Lochband-Drehorgel zurück gehen, so dass die Produktion eingestellt wurde.
Dem Arrangeur, der seit 1980 im Hause Hofbauer unverändert Christian Möller ist, bietet die digitale Aufzeichnungsanlage von Carl-Heinz Hofbauer ungeahnte Möglichkeiten. Über eine Tastatur wird das Originalinstrument direkt hörbar angespielt, alle Tastenbewegungen gespeichert, und wie bei einer elektrisch gesteuerten Kirchenorgel über Magnete präzise an das Instrument zurückgegeben. Von nun an können Einzelstimmen separat eingespielt und durch allseitige Verfügbarkeit im Play-Back vielfach kombiniert werden. Lebendige Musik erklingt somit auf traditionellen Instrumenten.
Wie auch in der heutigen modernen Computerwelt bleibt unter Carl-Heinz Hofbauer die Entwicklung in der mechanischen Musikwelt nicht stehen.
Mitte der 90er Jahre wird im Hause Hofbauer das moderne Steuerungs- und Speichersystem Mikrobox 2000 entwickelt. Dieses System ist moderner und komfortabeler ausgerüstet als der Vorgänger, vergleichbar mit der Entwicklung der Computersystem aus den entsprechenden Jahren. Mehr Informationen unter der Rubrik Mikrobox 2000.
Seit ihrer Eheschließung im Jahr 1972 wird Carl-Heinz Hofbauer von seiner Ehefrau Edeltraut Hofbauer unterstützt. Zunächst, da sie noch als Mitarbeiterin der Gothaer-Versicherung beschäftigt ist, widmet sie sich dem Unternehmen nur in ihrer Freizeit. Im Jahr 1985 tritt sie offiziell in das Unternehmen ein und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Erstellung der Musikboxen. Aber auch für die Auswahl der neu durch den Arrangeur einzuspielenden Musik ist sie verantwortlich.
Als Witwe des im Jahr 2000 verstorbenen Carl-Heinz Hofbauer übernimmt sie die Leitung des Unternehmens sofort nach dessen Tod. Mit vollem Elan und ganzer Kraft führt sie die Firma im Sinne ihres Mannes weiter.
Neuentwicklungen steht sie stets aufgeschlossen gegenüber, so wurde unter ihrer Leitung eine neue kleine 20er Drehorgel entwickelt, deren Klangvolumen ihrer großen Schwester in nichts nachsteht.
Unterstützt wird Edeltraut Hofbauer durch den schon seit 1991 im Unternehmen beschäftigten Kommunikationselektroniker Uwe Böning, der von ihr beim 80 jährigen Firmenjubiläum als designierter Nachfolger ernannt wird.
Im Jahr 2020 entscheidet sich Uwe Böning, die Firma unter dem Namen Hofbauer Göttingen als Inhaber weiterzuführen.